Mittelohrentzündung (Otitis media)

Bei der Mittelohrentzündung handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhaut im Mittelohr, hervorgerufen durch Bakterien, Bakterientoxine oder Viren im Rahmen einer aufsteigenden Infektion. Häufiger ist die Erkrankung im Winter.

Die akute Mittelohrentzündung ist vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern eine häufige Erkrankung. Grundsätzlich kann sie aber in jedem Lebensalter auftreten.

Mehr als 50 % der Säuglinge erleiden im ersten Lebensjahr ein- oder mehrmals eine Mittelohrentzündung, mit 3 Jahren sind es etwa 80 %.

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Krankheitsentstehung:

Das Mittelohr ist ein mit Schleimhaut ausgekleideter, luftgefüllter Hohlraum, der zwischen Trommelfell und dem Innenohr liegt. Die Ohrtrompete (auch Eustachische Röhre oder Tube genannt), ein mit Luft gefüllter Kanal zwischen dem Mittelohr und dem Nasen-Rachen-Raum, sorgt im Normalfall für den Druckausgleich im Mittelohr.

Durch aufsteigende Infektionen aus dem Nasen-Rachen-Raum, meist im Rahmen einer Erkältung, kommt es zum Anschwellen der Schleimhaut in der Ohrtrompete. Wird diese verschlossen, können sich die Erreger ungehindert im nun abgeschlossenen Mittelohr vermehren.

Häufigste Ursachen bei Kindern sind:

  • Vergrösserte und chronisch entzündete Rachenmandeln (Adenoide)
  • chronische Infekte der oberen Atemwege

Symptome:

Die heftigen Ohrenschmerzen zeigen sich bei Kindern vor allem durch Reiben am Ohr und/oder vermehrtem Weinen. Die Kinder lassen sich oft nur schwer beruhigen. Anfänglich kann auch Fieber vorhanden sein. Weitere:

  • Schmerzen und/oder Druckgefühl im Ohr
  • Kopfschmerzen
  • Hörminderung
  • reduzierter Allgemeinzustand (Schwäche, verminderter Appetit und Durst), Erbrechen

Bei Säuglingen können unspezifische Symptome wie Reizbarkeit, vermehrtes Weinen, weniger Trinkverlangen/Appetit, Erbrechen oder Durchfall im Vordergrund stehen.

Achtung: Wenn es zu Ohrenausfluss (Otorrhoe) kommt, dann ist das meist ein Hinweis auf eine Perforation (Einreissen/Platzen) des Trommelfells. Dies stellt  in der Regel eine Erleichterung dar, da das Trommelfell nun dem Druck des Eiters oder Ergusses nachgibt à die Schmerzen verschwinden fast augenblicklich. Der Ohrenausfluss kann bis zu einer Woche anhalten. Normalerweise ist eine Trommelfellperforation ungefährlich und heilt von selbst innerhalb 2-6  Wochen ab.

Während dieser Zeit sollte jedoch kein Wasser in die Ohren gelangen. Deshalb schützen Sie das Ohr beim Haare waschen und Baden/Schwimmen, indem Sie sogenannte Badewatte oder spezielle Schwimmstöpsel verwenden (erhältlich in Drogerie oder Apotheke).

Nach einer akuten Mittelohrentzündung kann während einiger Wochen noch eine Hörminderung bestehen.

Schulmedizinische Diagnose und Therapie:

Die Diagnose wird durch Anamnese, körperliche Untersuchung und vor allem durch eine Ohruntersuchung (Otoskopie) gestellt.

Die Therapie erfolgt je nach Untersuchungsbefund und besteht meist symptomatisch aus entzündungshemmenden, schmerzstillenden Medikamenten, vor allem abschwellende Nasentropfen oder Nasenspülungen.

Eventuell ist eine antibiotische  Therapie angezeigt, wobei der Trend in Richtung „Abwarten“ geht und zunächst eine spontane Besserung angestrebt wird.

Komplikationen:

Komplikationen sind insgesamt selten. Die häufigste Komplikation ist die Mastoiditis, eine Entzündung des Warzenfortsatzes des Schläfenbeins. Aus mehrfachen akuten Mittelohrentzündungen kann sich eine chronische Mittelohrentzündung entwickeln.

Homöopathische Therapie:

Bei einer akuten Mittelohrentzündung wird der klassische Homöopath nach kurzer Akutanamnese und körperlicher Untersuchung einschliesslich Ohruntersuchung ein entsprechendes Akutmittel verordnen.

Handelt es sich um immer wiederkehrende Infekte oder um chronisch vergrösserte Rachenmandeln, ist eine an die Akutbehandlung anschliessende Konstitutionstherapie notwendig.

Sofortmassnahmen:

Ohrenschmerzen lassen sich in den meisten Fällen gut mit natürlichen Heilmitteln behandeln oder begleitend zur homöopathischen Therapie.

Der Ohrenschmerzen-Patient benötigt vor allem Ruhe und sorgfältige Pflege, das heisst, er sollte weder in einen Kinderhort, zur Schule oder als Erwachsener zur Arbeit gehen.

Um eine Antibiotikatherapie und Rückfälle zu verhindern und um für einen raschen, unkomplizierten Heilungsverlauf zu sorgen, ist Bettruhe unbedingt empfehlenswert. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und Erholung!

Die folgenden empfohlenen Massnahmen haben das Ziel der Schmerzlinderung, der freien Nasenatmung und der Steigerung der körperlichen Immunabwehr:

  • Machen Sie 1-3x täglich ein ansteigendes Fussbad

è Dies steigert die Durchblutung, auch im Bereich der Ohren, es wirkt sehr durchwärmend, abwehrstärkend und beruhigend

Besonders zu empfehlen am Abend vorm der Nachtruhe.

  • Verwenden Sie anstatt Federkissen oder synthetischer Kissen ein Hirse-oder Wollkissen

-> wirkt beruhigend und schmerzlindernd

  • Liegen Sie mit erhöhtem Oberkörper

-> Dies führt zu einer Druckentlastung und Entstauung im Kopfbereich.

Sollten die Ohrenschmerzen im Zusammenhang mit einer Erkältung auftreten oder die Beschwerden heftig und hartnäckig sein, kann zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems folgende Tinktur zur Einnahme sinnvoll sein:

  • Mischung aus Sonnenhut (Echinacea) und Johanniskraut
  • Sonnenhut (Echinacea)
  • Johanniskraut und Thymian zu gleichen Teilen

Wickel:

Wickel sind bei der Behandlung von Ohrenschmerzen von grosser Bedeutung. Meist werden warme Anwendungen bevorzugt. Doch es gibt auch Patienten, die gern mit dem betroffenen Ohr auf kühlem Boden liegen. Deshalb: Immer gut beobachten, wodurch der Patient Linderung erfährt!

Zwiebelwickel

Der wohl bekannteste Wickel bei Ohrenschmerzen und äusserst  wirksam, da sehr schmerzlindernd. Die ätherischen Öle der Zwiebel enthalten unter anderem antimikrobielle Substanzen. Weiterhin besitzen die Inhaltsstoffe die Fähigkeit krankmachende Stoffe herauszuziehen und stockende Prozesse zu aktivieren, so dass es zu fliessen beginnt. Mit der Temperatur darf ruhig „experimentiert“ werden, je nach Individualität wärmere oder kältere Kompressen.

Sie benötigen:

  • 1 Zwiebel   
  • 1 Kompresse/ Gaze oder Stofftaschentuch
  • 1 Zwischentuch oder Watte
  • Fixationsmaterial
  • Evtl. Rohwolle/ Rohwollkissen

So wird’s gemacht:

Zwiebel fein hacken (für eine ca. 1cm dicke Kompresse), Kompresse evtl. erwärmen. Zum Erwärmen einen Topf/Pfanne mit wenig Wasser zum Kochen bringen, den Topf mit einem Teller  bedecken, die Kompresse drauf legen und mit dem Topfdeckel bedecken.

Vorsicht: Führen Sie unbedingt eine Wärmekontrolle an ihrer eigenen Unterarminnenseite durch, da die Kompresse sehr heiss werden kann!

Durchführung:

  • Das Zwiebelpäcklein auflegen, so dass zwischen Haut und Zwiebel nur eine dünne Stoffschicht ist
  • Darüber kommt das Zwischentuch oder Watte oder ein Stück Rohwolle
  • Jetzt den Wickel gut befestigen (Stirnband oder ähnliches)
  • Die Einwirkzeit beträgt mindestens 30 Minuten bis mehrere Stunden
  • Dies so oft wie nötig wiederholen, in der Regel 2x täglich

Tipp: Wegen des starken Zwiebelgeruchs kann man bei empfindlichen Patienten/ Kindern den Zwiebelwickel etwas abmildern, indem man die gehackten Zwiebelstückchen leicht andünstet. Ein Teil der Heilwirkung geht dabei allerdings verloren. Wenn Wärme gut tut, dann kann man den Zwiebelwickel sehr gut mit der Anwendung einer Wärmflasche kombinieren.

Trocken-warmes Kamillenkissen

Der Duft und die milde Wärme der Kamille sind sehr beliebt. Die Kamille wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend.

Wirkt nicht nur sehr gut bei Ohrenschmerzen, sondern hilft auch bei Zahnungsbeschwerden.

Rohwollauflage 

Rohwolle wirkt wärmend und besänftigend. Sie kann als Wickel, als Kissen oder als Wollkügelchen (ähnlich einem Wattebausch) vor den Gehörgang gelegt oder eingesetzt werden.

Was Sie sonst noch tun können:

Spitz-oder Breitwegerichblatt

Spitz-oder Breitwegerichblätter wirken schmerzstillend, entzündungshemmend und ziehen Entzündungsstoffe ähnlich wie Kohlblätter an. Man findet sie eigentlich überall in der Natur. Auch bei Insektenstichen als Auflage zu empfehlen!

So wird’s gemacht:

Ein frisches Blatt/ Blätter zwischen den Händen Quetschen/rollen bis Saft austritt, dann ein kleines Kügelchen formen und dieses in den äusseren Gehörgang legen.

Ausserdem: Damit die Entzündung gut abheilt den Gehörgang bitte nicht verschliessen, der Ausfluss sollte ungehindert abfliessen können.