Erinnerungen aus München

Hedi Schwabe dipl. Homöopathin SHI, D-München Elfriede Schäffler, dipl. Homöopathin SHI, D-München

Es ist uns ein Anliegen mit nachstehendem Beitrag an die vieljährige Tätigkeit von Dr. Jus in München und Bayern zu erinnern: Leider ist der Anlass, um an das Wirken unseres verehrten und geschätzten Lehrers Dr. Jus in München zu erinnern, ein sehr trauriger!

Wir haben ihn vor Kurzem völlig unerwartet und viel zu früh verloren.

Seine Seminare in München und Ismaning b. München umfassten, wenn auch mit Unterbrechungen, fast 20 Jahre. Es waren Highlights, sie waren beliebt, geschätzt und stark nachgefragt - es war jedes Mal ein Erlebnis.
Unser Lehrer Dr. Jus ist immer sehr gerne nach München gekommen; er hat die bayerische Atmosphäre und manchmal auch ein Weissbier genossen, es war eine Art Aufbruch spürbar. Dr. Mohinder Jus hat die homöopathische Landschaft geprägt wie auch unser ganz persönliches Leben. Seine Lebendigkeit, seine Darstellungskunst, sein Wissen um das Menschsein, das sich in den homöopathischen Arzneimittelprüfungs- und Wesensbildern bis ins Kleinste widerspiegelt, wird unvergessen bleiben.
Wir können mit Fleiss und Technik viel lernen und erreichen, beides ist wichtiges Handwerk, aber er lehrte uns mehr. Er lehrte uns, dass es nicht genügt nur Symptome zu sammeln - er sagte so oft: Ist ein Mensch nur eine „Versammlung“ von Symptomen oder ist er nicht doch noch etwas mehr? Er ermahnte uns, ihr müsst genau beobachten und „spürsam“ sein! Diese Fähigkeiten/Gaben besass er in besonderem Masse. Dazu ein Beispiel, ein Life-Fall aus den ersten Seminaren in München: Es handelte sich um ein kleines Mädchen von 3-4 Jahren. Sie litt an Fieberkrämpfen und Harnblasenschwäche. Alle Symptome sprachen für das Arzneimittel Pulsatilla; das Mittel war von der Behandlerin schon zuvor gegeben worden und es hatte die rezivierenden Cystitiden auch geheilt, aber die Fieberkrämpfe nicht. Dr. Jus machte die Anamnese in seiner eigenen Art, d.h. es gab kein Schema, weil jeder Mensch ein Individuum sei, wie er immer wieder betonte. Er fand, dass alle Symptome immer noch für Pulsatilla sprachen - er zögerte eine ganze Weile - dann sagte er: "Die Augen, der Ausdruck der Augen dieses Mädchens sprechen nicht für Pulsatilla, sondern für Natrium muriaticum."
Daraufhin fragte er die Mutter nach dem Verlauf der Schwangerschaft und sie berichtete von zwei Ereignissen, die für sie grossen Kummer bedeutet hatten.
Das war der Beweis für die Verschreibung von Natrium muriaticum; das Mittel wurde verabreicht, in der Folge gab es keine Fieberkrämpfe mehr.

Solche Beispiele hat er uns viele gegeben und damit bewiesen, was Hahnemann meinte als er von der Homöopathie als einer HeilKUNST sprach.

Wir werden unseren Lehrer und Freund Dr. Jus schmerzlich vermissen.

Ich hoffe und bete, dass die Menschen weniger zögern, wenn es darum geht, anderen zu verzeihen und um Verzeihung für sich selbst zu bitten.